Nur ein paar Seemeilen...
Erst nachdem ich am Morgen des nächsten Tages mein Zelt
abgebaut, meine Platzrechnung beglichen und meinen Reisepass von der Rezeption abgeholt hatte, durchdrangen die ersten Sonnenstrahlen den bewölkten Himmel. Ich rechnete damit, dass es bei dieser Wetterkonstellation
gegen Mittag heiß werden würde. Doch ich sollte mich geirrt haben. Als ich gegen 11:30 Uhr den Fährhafen von Algeciras erreicht hatte, wehte mir eine frische Meeresbrise entgegen. Kaum hatte ich mein beladenes
Gefährt abgestellt, als ich auch schon von Bilettverkäufern umzingelt war. Schon zuvor waren mir unzählige Agenturen aufgefallen, die Fährtickets anboten. Ich dachte, dass diese Agenturen nur gegen hohe
Provisionen arbeiten würden, doch musste ich mich nach eigenen Nachforschungen eines Besseren belehren lassen. Gleich wo ich auch nach Preisen für die Route Algeciras-Ceuta nachfragte, überall gab man mir die
gleiche Auskunft: 1000 Peseten pro Person und 1000 Peseten pro Motorrad! Da hatte ich mich auf weit höhere Kosten für die Überfahrt nach Afrika vorbereitet. Der umgerechnete Betrag von ca. 36 DM erschien mir
geradezu billig zu sein.
Nepp oder Not?
Meine Fähre sollte erst in einer guten Stunde ablegen, und so grübelte
ich, wie ich die verbleibende Zeit am besten nutzen könnte. Just in diesem Augenblick sprach mich ein Mann an. Erst gestern sei ihm sein Wagen gestohlen worden, seine Frau befände sich zur Zeit auf der
Polizeiwache und er hätte nun keine Möglichkeit zum deutschen Konsulat zu gelangen. Kurzum, er bat mich schließlich um eine kleine "Spende". Verständlicherweise zögerte ich, doch der Gedanke,
vielleicht selbst in einigen Tagen mittellos am Straßenrand zu stehen, ließ mich meine Geldbörse öffnen. Ich überließ ihm umgerechnet knapp 25 DM... Auch nach der Reise gelang es mir nicht, das Geld
wiederzubekommen, obwohl ich mir die Personendaten von seinem Personalausweis abgeschrieben hatte. Später erfuhr ich, dass diese Form des Broterwerbs im Hafenbereich von Algeciras nicht selten anzutreffen sei.
Reisegeheimnis: Papiere und Geld
Nach diesem Intermezzo startete ich meinen
Roller und steuerte an die voraussichtliche Anlegestelle meiner Fähre. Nur wenig später gesellte sich ein älteres Ehepaar aus Kalifornien zu mir. Sie hielten mich offenbar für einen erfahrenen Weltenbummler, dem
man sich getrost anvertrauen konnte. Denn kaum waren wir ins Gespräch gekommen, als sie mir auch schon ihre geheimen Verstecke für Geld und Papiere zeigten. Ob sie denn auch sicher genug seien, fragten sie mich.
Was sollte ich sagen? Es versteht sich ja wohl von selbst, dass der Reisende das Thema Geld und Papiere tunlichst vermeidet, will er sich noch länger an seinem Besitz erfreuen. Um das Vorzeigen größerer Beträge
bei kleineren Geschäften vermeiden zu können, hatte ich eine "normale" Börse mit abgezähltem Kleingeld immer griffbereit. So brauchte ich beim Begleichen z.B. der Tankrechnung nicht mit großen
Scheinen herumzuwedeln. Vorsicht ist auch beim Devisentausch in Bankgebäuden angebracht. Hier kommen Taschendiebe häufig rudelweise vor. Vor allem sollte man sich nicht hetzen lassen. Nur wer sich durch Nichts
und Niemanden aus der Ruhe bringen lässt, behält auch die nötige Übersicht! Erhält man an der Kasse der Bank sein Geld ausgezahlt, zählt man erst einmal nach. Das Schimpfen der hinter einem wartenden Kunden
ignoriert man gelassen. Danach verstaut man seine wertvolle Habe gewissenhaft in einem Brustbeutel, den man nicht erst jetzt unter Pullovern und Hemden hervorkramt. Ist dies geschehen verlässt man die Bank, um an
einem ruhigen Plätzchen sein Geld gleichmäßig auf Brustbeutel und Geldgürtel etc. zu verteilen. Nicht zuletzt dieser Vorsichtsmaßnahmen verdankte ich einen recht preisgünstigen Urlaub. Just als ich den
Kaliforniern eine gemäßigte Strafpredigt hielt, näherte sich ein Spanier. Ob wir denn schon im Besitz von marokkanischem Geld wären? Die Banken in Marokko seien nämlich aufgrund des Fastenmonats Ramadan
für eine Woche geschlossen. Obwohl ich alle Beteiligten darüber aufklärte, dass die Einfuhr von Landesdevisen in Marokko hart bestraft würde, ließen sich die Kalifornier auf einen Kauf marokkanischer Dirham
ein. Oft wird man durch die Helfershelfer geschäftstüchtiger Kaufleute in Angst und Schrecken versetzt: einmal ist es die "wirklich allerletzte Tankstelle", dann der "nirgendwo akzeptierte
Reisescheck"! Erst wenn der Bankangestellte die Annahme des Schecks verweigert, sollte man allmählich stutzig werden, mehr aber auch nicht. Denn in vielen Fällen löst der Kollege der Konkurrenz den Scheck
ohne mit der Wimper zu zucken, ein. Also: nur keine Nerven zeigen!
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